Kombiverkehr KG hat Projekt Traktionsumstellung abgeschlossen
  • Neuorganisation der Verkehre innerhalb von nur rund einem halben Jahr verwirklicht
  • Vier Partner übernehmen große Leistungspakete, weitere sind hinzugekommen
  • Hochlauf der Ressourcen: mehr Personal und rollendes Material erforderlich

(Frankfurt/Main, 19. Februar 2025) Die Kombiverkehr KG hat das Projekt Traktionsumstellung innerhalb von nur rund einem halben Jahr erfolgreich abgeschlossen. Auf der Gesellschafterversammlung im Juni 2024 kündigte das Unternehmen an, aufgrund eines EU-Verfahrens gegen die Bundesrepublik Deutschland als Eigentümerin der DB Cargo eine Neuorganisation der eingekauften Traktionsleistungen vorzunehmen und einen Großteil der Verkehre auf andere Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) zu übertragen. Stand Februar hat der Frankfurter Operateur mit vereinten Kräften aller EVU und der eigenen Belegschaft diese Aufgabe gemeistert und abgeschlossen. Die Umstellung der Verkehre in kurzer Zeit war ein komplexes Unterfangen. „Dabei ging es um die Gesamtabwicklung der Verkehre – von der Traktion über die Waggons und die Auftragsabwicklung bis zum Zusammenspiel im internationalen Geschäft“, berichtet Geschäftsführer Armin Riedl. Das Waggonmanagement in diesem sicherlich bisher einmaligen Projekt im Schienengüterverkehr übernahm das eigene Tochterunternehmen Dienstleistungsgesellschaft für Intermodale Verkehre (DIV).

Große Leistungspakete bei KombiRail Europe, Lokomotion, SBB Cargo International und auch weiterhin bei DB Cargo

Bei den alternativen Eisenbahnverkehrsunternehmen handelt es sich überwiegend um langjährige feste Partner. Es kamen aber auch neue hinzu. Besonders große Leistungspakete liegen nun in der Verantwortung von vier dem Unternehmen teilweise schon lange verbundenen Güterbahnen. Darunter sind zum einen das 100-prozentige Tochterunternehmen KombiRail Europe B.V. und zum anderen die Münchener Lokomotion GmbH, an der der Frankfurter Operateur zu 20 Prozent beteiligt ist. KombiRail Europe wickelt nun den gesamten nationalen Verkehr, den kontinentalen Verkehr zwischen Deutschland und den Niederlanden sowie zwischen Duisburg und Poznan ab. „Eine derartige Hochlaufkurve innerhalb so kurzer Zeit hat wahrscheinlich noch kaum ein Eisenbahnverkehrsunternehmen bewältigt“, so die Einschätzung des Geschäftsführer-Kollegen Heiko Krebs. Es galt, die Organisation bei KombiRail Europe entsprechend aufzubauen, zusätzliche Triebfahrzeuge anzumieten, Lokomotivführer einzustellen und die IT-Systeme anzupassen.

Auch Lokomotion hat zusätzliche Verkehre übernommen. Neu ist, dass die Spezialistin für den alpenquerenden Verkehr nun im direkten Vertragsverhältnis mit Kombiverkehr agiert statt zuvor als ausführender Beförderer der DB Cargo. „Unserem Gesellschafter der ersten Stunde, der Güterbahn DB Cargo, bleiben wir selbstverständlich weiterhin verbunden“, betont Riedl. „Wir sind sehr dankbar, dass wir mit ihr in bewährter enger und partnerschaftlicher Abstimmung frühzeitige Übergabetermine vereinbaren konnten. Nur dadurch war ein Hochlauf in der Traktionsumstellung realisierbar, anstatt an nur einem Tag zum Fahrplanwechsel in einer Hauruck-Aktion das komplette Paket an Verbindungen umzustellen. Die DB Cargo hat damit einen großen Anteil an der erfolgreichen Transformation und ist auch weiterhin ein wichtiger Partner in unserem Netzwerk.“ In den Frankreich- und Spanien-Verkehren sowie bei zwei Zugprodukten nach Schweden und einem nach Italien bezieht Kombiverkehr weiterhin die Traktionsleistungen von DB Cargo.

Das vierte Traktionsunternehmen im Bunde ist die SBB Cargo International. Sie fährt im Auftrag von Kombiverkehr von Mortara nach Duisburg, Rotterdam und Gent. Erstmalig verkehren die Züge auf der Relation Mortara–Gent auf französischer Seite. „Damit haben wir immer eine leistungsfähige und verlässige Alternative zur Rheintalstrecke“, sagt Krebs und zeigt damit einen weiteren Vorteil der Neuorganisation auf. Das mache den Schienengüterverkehr insgesamt resilienter, da auf der deutschen Rheinseite aufgrund von Baustellen auch in den nächsten Jahren weitere Störungen und Beeinträchtigungen nicht auszuschließen sind. Neben den genannten Verkehren fährt das Unternehmen aus der Schweiz die Züge Antwerpen–Duisburg und Köln–Basel.

Kombiverkehr arbeitet mit 18 Güterbahnen zusammen, elf davon sind direkte Vertragspartner

Nach der Traktionsumstellung sind 18 Eisenbahnverkehrsunternehmen Partner von Kombiverkehr. Elf davon sind direkte Vertragspartner – sogenannte vertragliche Beförderer –, die wiederum sieben weitere EVU für die Leistungserbringung als ausführende Beförderer beauftragen. Zu den Neuzugängen im Intermodal-Netzwerk zählen beispielsweise die Frachtbahn aus Wien oder Hector Rail aus Bochum. In Summe wechselte Kombiverkehr auf rund 35 Relationen die Partner. Unmittelbar nach Vorstellung der Pläne im Juni 2024 wurde mit der Umsetzung begonnen und eine Relation nach der anderen neuen Partnern übertragen. Besonders hoch war die Schlagzahl zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember. „Ein Dutzend Verkehre ging in neue Hände über. Auf Achsen mit besonders hohen Transportmengen bieten wir zwischen drei und fünf Abfahrten pro Woche und Richtung an, auf der Relation Duisburg–Lübeck sind es sogar elf Abfahrten. Multipliziert man die betroffenen Verbindungen mit der Zahl der wöchentlichen Abfahrten, bekommt man eine ungefähre Vorstellung davon, wie viele Züge nun unter neuer Regie fahren. Es sind einige Hundert pro Woche.“, bilanziert Krebs. Allein KombiRail Europe wickelt nun mehr als 60 zusätzliche Rundläufe im Auftrag von Kombiverkehr ab. Das heißt, die Traktionsumstellung war auch für die Partner eine große Herausforderung. Im August 2024 hatte KombiRail Europe mit den Relationen Hamburg–Köln und Hamburg–Ludwigshafen die ersten zusätzlichen Verbindungen für Kombiverkehr übernommen.

Besondere Herausforderungen auch für die Tochterunternehmen

Nicht nur für Kombiverkehr, sondern auch für die beteiligten Partner war die Traktionsumstellung eine große Aufgabe. Zwei Beispiele der 100-prozentigen Tochterunternehmen verdeutlichen dies:

Beispiel KombiRail Europe: DDas Unternehmen musste erst einmal die entsprechenden personellen Ressourcen schaffen – in Zeiten des Fachkräftemangels alles andere als ein Selbstläufer. „Den notwendigen Unterbau in der Organisation herzustellen, war eine Herausforderung“, betont KombiRail Europe-Geschäftsführer Gerd Wehland. Innerhalb von nur zwei Quartalen sei es gelungen, die Zahl der Disponenten im 24/7 Einsatz auf 16 zu verdreifachen und die der Lokführer auf über 40 zu steigern. Damit ist die Zahl der Beschäftigten inzwischen dreistellig, denn hinzukommen noch aktuell 16 Wagenmeister sowie 33 Experten in der Verwaltung, im Sicherheitsmanagement sowie in der Planung der Zugleistungen. Zwei Mitarbeiter aus der Ressourcensteuerung haben ihren Arbeitsplatz in der Transportüberwachung von Kombiverkehr und arbeiten dort Hand in Hand mit den Kollegen der Firmenmutter, um gemeinsam bei der Traktionsumstellung kurze Informationswege und eine bestmögliche Prozesssicherheit zu gewährleisten.

Beispiel Dienstleistungsgesellschaft für Intermodale Verkehre (DIV): Spezialität der Tochterfirma von Kombiverkehr sind das Flottenmanagement und die Waggon-Instandhaltung mit allen damit verbundenen Zertifizierungen. Bisher kaufte Kombiverkehr die Wagen inklusive Wagenmanagement mit der Traktion als Gesamtpaket ein. Nun hat sich der Operateur in erheblichem Umfang von diesem Konzept gelöst und mietet die Wagen auf eigenes Risiko. Die DIV verwaltet somit eine große Wagenflotte und sorgt für deren effizienten Einsatz in den Zügen. „Wir mussten das Spezialequipment innerhalb kürzester Zeit am Markt beschaffen und es just in time in die entsprechenden Relationen einsteuern.“, beschreibt DIV-Geschäftsführer Daniel Jähn die grundlegendste Tätigkeit der letzten Wochen und Monate. „Das war eine einzigartige Aufgabe für das ganze Team an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Um sich die Dimensionen zu verdeutlichen: Es geht um einen Pool von mehr als 1.600 Wagen, der seit Jahresbeginn 2025 eigenverantwortlich verwaltet wird.

Verfahren der EU-Kommission als Auslöser für die Neuorganisation der Verkehre

Die Neuorganisation der Verkehre war aufgrund bestehender Unsicherheiten über den Fortbestand der möglichen Zusammenarbeit mit der DB Cargo im intermodalen Ganzzuggeschäft aus Sicht von Kombiverkehr unvermeidlich. Hintergrund für diese Entscheidung war ein Verfahren der EU-Kommission gegen die Bundesrepublik Deutschland. „Hätten wir nicht entschlossen gehandelt, wären die Folgen für unsere Kunden nicht absehbar gewesen. Es hätte die Gefahr bestanden, dass wir Zugleistungen von heute auf morgen nicht mehr anbieten können. Das wollten wir nicht riskieren.“, so Riedl. „Intermodalkunden brauchen Sicherheit und möchten keine bösen Überraschungen erleben. Bei der Traktion haben wir uns somit neu erfinden müssen.“, ergänzt Krebs.

Weiterführende Informationen unter der Rubrik Homestory auf www.kombiverkehr.de

Informationen und wichtige Meilensteine im Rahmen der Traktionsumstellung hat Kombiverkehr für Interessenten auf der Unternehmenswebseite www.kombiverkehr.de dokumentiert. Unter dem Menüpunkt „Unternehmen“ sind unter „Homestory“ alle wichtigen Fakten und Termine aufgelistet. 

Eins von 18 Eisenbahnverkehrsunternehmen, welches im Auftrag der Kombiverkehr KG nun Traktionsleistungen im nationalen und internationalen Intermodal-Netzwerk des Frankfurter Unternehmens übernimmt: KombiRail Europe B.V.

Pressefoto, zum Abdruck frei