- Bautätigkeiten auf der Infrastruktur führen zu Qualitätseinbußen
- Projekt Traktionsumstellung erfolgreich umgesetzt
- Bessere Rahmenbedingungen erforderlich, um Wachstumspotenziale im Kombinierten Verkehr zu heben
(Frankfurt/Main, 25. Februar 2025) Die konjunkturelle Schwäche in Deutschland und Europa bleibt nicht ohne Folgen für den Güter- und Intermodalverkehr. Im Geschäftsjahr 2024 – dem zweiten Rezessionsjahr in Folge in Deutschland – musste auch die Kombiverkehr KG leichte Sendungsrückgänge hinnehmen. Angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds und einer ausgeprägten Bautätigkeit auf dem deutschen Schienennetz – ein Beispiel war die monatelange Komplettsperrung der Riedbahn im Zuge der Korridorsanierung – hat sich der Frankfurter Operateur aber relativ stabil behauptet. Kombiverkehr beförderte im vergangenen Jahr insgesamt rund 780.000 Container, Wechselbehälter und Sattelauflieger beziehungsweise rund 1,5 Millionen TEU. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Volumenverlust von circa fünf Prozent. Auf das nationale Netzwerk entfielen rund 180.000 Sendungen (-3 Prozent), international wurden rund 600.000 (-6 Prozent) Sendungen transportiert. Durch die Beförderung auf der klimafreundlichen Schiene sparten die Kunden des Unternehmens gegenüber reinen Straßentransporten 1,12 Millionen Tonnen CO2 ein.
Vielzahl an Baustellen beeinträchtigt die Qualität und erhöht die Kosten
Die rückläufigen Mengen auf der Schiene und im Kombinierten Verkehr (KV) sind keine Überraschung, sondern Folge eines insgesamt geringeren Transportaufkommens im nationalen und internationalen Güterverkehr. „Auch Kombiverkehr spürt die Auswirkungen der tiefsten Wirtschaftsflaute, die die Dimension der Krise von 2008/2009 bei Weitem überschritten hat“, erklärt Geschäftsführer Armin Riedl. Neben der geringeren Nachfrage stellten Bauarbeiten auf der Schieneninfrastruktur im Rahmen der Generalsanierung das Unternehmen vor Herausforderungen. „Die vielen Bautätigkeiten gehen leider zu Lasten der Qualität und führen oft zu weiteren Zugverspätungen, was wir sehr bedauern“, betont Geschäftsführerkollege Heiko Krebs. „Unsere Kunden erwarten von uns zu Recht eine gute Performance, dafür werden wir weiter hart kämpfen und uns bei unseren Leistungslieferanten verstärkt einsetzen“, kündigt er an. Kombiverkehr verzeichnete zeitweise 10 bis 15 Prozent Zugausfälle. Der Schwerpunkt der Infrastrukturarbeiten lag auf dem nationalen Netz. Aktuell ist die Rheintalstrecke wieder gesperrt, was auch die Relation Rotterdam/Duisburg–Mortara betrifft. Was die internationalen Verkehre angeht, ist seit mehreren Wochen die Tauernstrecke zwischen Salzburg und Villach von Bauarbeiten betroffen. Generell führen Baustellen zu Umleitungsverkehren, die mit höheren Kosten verbunden sind, sowie zu einer Reduzierung der Frequenz.
Neue Zugverbindungen gestartet, Projekt Traktionsumstellung erfolgreich umgesetzt
Trotz der angespannten Situation gelang es Kombiverkehr, 2024 neue Zugprodukte einzuführen und damit die Transportkorridore von und nach Rotterdam beziehungsweise von und nach Spanien sowie Skandinavien zu stärken. Im März startete ein neuer Zug von Rotterdam nach Köln-Eifeltor mit drei Rundläufen pro Woche. Im September folgte eine neue Verbindung von Antwerpen nach Irun in Spanien. Von dort aus besteht achtmal pro Woche Anschluss nach Madrid. Zum Jahreswechsel kam ein Zug zwischen Duisburg und Hallsberg in Schweden dazu. Gleich im Januar 2025 reaktivierte Kombiverkehr eine Schienenverbindung zwischen Norddeutschland und Italien. Seitdem gibt es wieder einen Direktzug zwischen Lübeck und Verona mit zwei Rundläufen pro Woche. Via Hamburg bietet das Unternehmen eine weitere Anschlussmöglichkeit von und nach Verona an. Diese verkehrt zusätzlich dreimal pro Woche.
Nahezu vollkommen geräuschlos bewältigte Kombiverkehr mit einer Vielzahl an Partnern einen einmaligen Kraftakt – das Projekt Traktionsumstellung. Das Unternehmen nahm Mitte 2024 aufgrund eines EU-Verfahrens gegen die Bundesrepublik Deutschland eine Neuorganisation seiner Traktion vor und übertrug einen Großteil der Verkehre auf andere Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVUs). Mit vereinten Kräften aller EVUs und der eigenen Belegschaft hat der Frankfurter Operateur diese Aufgabe zum Februar gemeistert und abgeschlossen. Kombiverkehr intensivierte seine Zusammenarbeit mit bestehenden EVUs und baute zusätzliche neue Kooperationen auf. Die Umstellung erfolgte planmäßig in nur rund einem halben Jahr (siehe Pressemitteilung „Kombiverkehr KG hat Projekt Traktionsumstellung abgeschlossen“ vom 19. Februar 2025).
Mit dem KV wachsen – Erkenntnisse einer aktuellen Markterhebung
Der KV ist ein Erfolgsmodell. Intermodale Transportketten entlasten die Umwelt, tragen dem Klimaschutz Rechnung, sind für die Nutzer in der Regel planbar, können die Wirtschaft resilienter machen und sind eine Antwort auf den weiterhin bestehenden Lkw-Fahrermangel. Wer den KV nutzt, kann damit auch wachsen, wie ein aktuelles Stimmungsbild des Bundesamts für Logistik und Mobilität (BALM) unter 657 befragten Unternehmen zeigt. Danach haben 56 Prozent der Nutzer ihr Aufkommen im KV in den vergangenen zehn Jahren gesteigert. Nur bei 18 Prozent ist die Tonnage in dem Zeitraum gesunken. Der KV ist also ein Wachstumstreiber für Speditionen. Und die Potenziale sind noch längst nicht ausgereizt. Die im KV tätigen Unternehmen könnten noch mehr Güter auf Schiene und Wasserstraße abwickeln. 77 Prozent der befragten Logistikunternehmen und 62 Prozent der Unternehmen aus der verladenden Wirtschaft geben an, theoretisch noch mehr Güter im KV transportieren zu können. Verbesserungspotenziale im Intermodalverkehr sehen die Befragten bei der Pünktlichkeit, beim Zustand der Schieneninfrastruktur, bei der Zuverlässigkeit und bei den Kosten.
Branche braucht mehr Planbarkeit und Anreize für den Umstieg
„Bei allen diesen Punkten lässt sich Abhilfe schaffen. Dazu braucht die Branche entsprechende Rahmenbedingungen, die die Nutzung des KV als klimafreundliches Transportangebot begünstigen“, so Riedl. Eine kurzfristig angekündigte Trassenpreiserhöhung von rund 16 Prozent im dritten Rezessionsjahr ist laut dem Frankfurter Unternehmen dagegen kontraproduktiv und schadet der Akzeptanz des Intermodalverkehrs. „Es drohen Rückverlagerungen auf die Straße, die es zu vermeiden gilt. Preisanpassungen müssen planbar sein und mit Augenmaß erfolgen.“ Jetzt erhofft sich das Unternehmen neue Impulse nach der Bundestagswahl. „Der Kombinierte Verkehr braucht die vollständige Befreiung des Vor- und Nachlaufs von der Maut, wie es auch die EU-Kommission im Entwurf der EU-KV-Richtline vorschlägt“, so Riedl. „Wer seine Sendungen umweltfreundlich befördert, sollte von einem entsprechenden Bonus profitieren.“
Die aktuellen Korridorsanierungen an 40 hochbelasteten Abschnitten werden das Schienennetz zwar insgesamt leistungsfähiger machen. Riedl erneuerte jedoch die Forderungen der Branche, die zusätzliche Kosten für Umleitungsverkehre für Personal, Energie und Equipment nicht den Kunden des KV aufzulasten, sondern wie im Personenverkehr aus Mitteln des Bundes zu finanzieren. „Wer die Musik bestellt, der zahlt auch“, so Riedl. „Investitionsmittel müssen auch nach Anschluss der Baumaßnahmen 2030 dauerhaft in den Verkehrsträger Schiene fließen und verstetigt werden. Weiterhin brauchen wir Anreize für Investitionen in Terminals. Die Förderrichtlinie hierfür steht fest, aber bis jetzt ist sie nicht ausreichend dotiert für den Bedarf an Neubauten und Reinvestitionen“, beanstandet Krebs.

Die Kombiverkehr KG transportierte im Jahr 2024 rund 780.000 Lkw-Sendungen (Container, Wechselbehälter und Sattelauflieger) durch Deutschland und Europa. Der Frankfurter Operateur fordert von der Politik bessere Rahmenbedingungen, um die Wachstumspotenziale im Kombinierten Verkehr zu heben.