- 769.733 Lkw-Sendungen im Geschäftsjahr 2024 verlagert
- Traktionsumstellung erfolgreich abgeschlossen
- Zugverkehre neu justiert
- DB InfraGO beherrscht eigenes System nicht mehr
(Frankfurt am Main, 25. Juni 2025) Die Kombiverkehr GmbH & Co. KG zieht eine differenzierte Bilanz für das Geschäftsjahr 2024. In einem wirtschaftlich wie operativ herausfordernden Umfeld konnte das Unternehmen trotz eines Mengenrückgangs das Netzwerk stabilisieren und einen positiven Jahresabschluss erwirtschaften. Insgesamt verlagerte die Kombiverkehr KG im Geschäftsjahr 2024 769.733 Lkw-Sendungen (-5,6 Prozent) von der Straße und dem Wasserweg auf die klimafreundliche Schiene und erzielte einen Jahresüberschuss in Höhe von über 215.000 EUR. Akuten Handlungsbedarf seitens der Politik sieht der Operateur bei den laufenden Korridorsanierungen auf dem deutschen Streckennetz sowie in der Regelung von Trassenentgelten. In einem konstruktiven Dialog diskutierten die anwesenden Gäste während der Gesellschafterversammlung in einer Liveschaltung mit dem neuen Leiter der Abteilung Grundsatzangelegenheiten im Bundesministerium für Verkehr, Johannes Wieczorek, über Maßnahmen der Bundesregierung zur Neuausrichtung des Intermodalen Verkehrs.
Mengenrückgang trotz Netzstabilisierung
Im abgelaufenen Geschäftsjahr transportierte die Kombiverkehr KG in ihrem Netzwerk 769.733 Lkw-Sendungen (1,54 Millionen TEU), wobei eine Sendung der Kapazität eines Last- beziehungsweise Sattelzuges entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich das Transportaufkommen um 5,6 Prozent. Innerhalb Deutschlands wurden 181.157 (-3,0 Prozent) Trailer, Container und Wechselbehälter befördert, im internationalen Geschäft waren es über alle Länder hinweg 588.576 (-6,4 Prozent). Deutliche Sendungszugewinne konnten dennoch in den Verkehren mit Spanien (+12,6 Prozent), Frankreich (+13,7 Prozent) und Polen (+46,4 Prozent) erzielt werden.
Im wichtigsten Geschäftsfeld des Operateurs wurden auf den Ganzzügen zwischen Deutschland und Italien via Schweiz und via Österreich sowie im bilateralen Verkehr Deutschland – Schweiz insgesamt 294.879 Sendungen befördert. Dies entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 6,9 Prozent. Auf den Korridor via Brenner entfielen hierbei 215.654 Sendungen, mit einer Einbuße um nur 1,5 Prozent. Der Bereich Südeuropa bleibt mit einem Anteil von knapp vierzig Prozent am Gesamtvolumen das aufkommensstärkste Verkehrssegment von Kombiverkehr. Die Transportmenge im Beneluxverkehr lag im Jahr 2024 entgegen dem allgemeinen Trend mit einem Plus von 0,9 Prozent über dem Volumen des Vergleichsjahres 2023. Insgesamt wurden auf den Zügen zwischen Belgien beziehungsweise den Niederlanden und Italien sowie Deutschland 97.841 Sendungen befördert.
Mit 106.417 beförderten Sendungen waren auch im Geschäftsjahr 2024 die Verkehre mit Skandinavien via Ostseehäfen und über die feste Querung der zweitstärkste internationale Vertriebsbereich von Kombiverkehr. Die Mengenrückgänge auf dieser Achse belaufen sich im Vergleich zum Vorjahr auf 12,8 Prozent und sind unter anderem der Tatsache geschuldet, dass aufgrund der schwachen Marktnachfrage die Verbindungen Hamburg – Taulov v. v. und Coevorden – Malmö v. v. eingestellt wurden.
Gut behauptet in einem schwierigen Umfeld
Die Herausforderungen waren im Jahr 2024 besonders hoch, kamen gleich mehrere Faktoren zusammen, die das Kerngeschäft des Operateurs beeinflussten. Die anhaltende konjunkturelle Schwächephase, insbesondere in Deutschland, erhebliche betriebliche Leistungsdefizite in der Pünktlichkeit der Züge und der Ausfall einer Vielzahl an Zugabfahrten – beides vor allem verursacht durch die Korridorsanierungen auf dem Schienennetz – führten in Summe dazu, dass im Nationalen und Internationalen Verkehr kein Wachstum erzielt werden konnte. „Dennoch behaupteten wir uns insgesamt betrachtet gut, sowohl in Bezug auf das Aufkommen als auch in Bezug auf das wirtschaftliche Ergebnis. Unser Zugangebot haben wir trotz der Umstände stabilisiert. Über das ganze Jahr hinweg konnten wir die nationalen, wie internationalen Relationen fast uneingeschränkt unseren Kunden zur Verfügung stellen und teilweise auch erweitern“, kommentiert Geschäftsführer Armin Riedl die Entwicklungen im abgelaufenen Geschäftsjahr. Co-Geschäftsführer Heiko Krebs ergänzt mit Blick auf die ersten Monate des laufenden Jahres: „Wir sind in diesem Jahr leider nicht besser gestartet. Wir spüren noch immer eine deutliche Zurückhaltung in der Industrie. Die Nachfrage und das Interesse an intermodalen Lösungen sind zwar da. In höheren Sendungszahlen schlägt sich das allerdings leider noch nicht nieder.“ Von Januar bis einschließlich Mai 2025 transportierte die Kombiverkehr KG rund 290.000 Sendungen, 36.000 weniger im Vergleich zum Vorjahr.
Die erbrachte Verkehrsleistung des Unternehmens, gemessen in beförderten Tonnenkilometern, sank im Geschäftsjahr 2024 leicht überproportional um 6,3 Prozent auf 14,89 Milliarden Tonnenkilometer. Insgesamt 1,12 Millionen Tonnen Kohlendioxid sparten die Kunden aus Spedition und Logistik mit täglich durchschnittlich 3.100 Lkw-Schienentransporten an 248 Verkehrstagen der Umwelt ein. 434,6 Millionen EUR setzte das Unternehmen mit seiner Geschäftstätigkeit im Intermodalen Verkehr um. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Wert nahezu unverändert. Im Geschäftsjahr 2024 wurde ein Jahresüberschuss von 216.012 EUR erwirtschaftet.
Strategische Maßnahmen: Netzwerkoptimierung und Traktionsumstellung
Um den Effekten aus Konjunktur und Netzverfügbarkeit entgegenzuwirken, setzte Kombiverkehr 2024 und auch im laufenden Geschäftsjahr 2025 auf gezielte Maßnahmen zur Netzwerkausweitung und Leistungsoptimierung. Dazu gehörten unter anderem die Einführung neuer Verbindungen, die Erhöhung der Abfahrtsfrequenzen auf bestehenden Linien und auch der erfolgreiche Abschluss der Traktionsumstellung auf neue Formen der Zusammenarbeit mit bestehenden und neuen Eisenbahnverkehrsunternehmen. Neue Strukturen und operative Verbesserungen sorgen seitdem für mehr Resilienz und wirtschaftliche Effizienz im laufenden Betrieb.
Neujustierung der Verkehre
Trotz der angespannten Situation gelang es Kombiverkehr, 2024 neue Zugprodukte einzuführen. Im März startete ein neuer Zug von Rotterdam nach Köln-Eifeltor mit drei Rundläufen pro Woche. Im September folgte eine neue Verbindung von Antwerpen via Irun nach Madrid. Zum Jahreswechsel kam ein Zug zwischen Duisburg und Hallsberg in Schweden dazu. Gleich im Januar 2025 reaktivierte Kombiverkehr zudem den Direktzug zwischen Lübeck und Verona mit zwei Rundläufen pro Woche, während auf nationaler Ebene punktuell konsolidiert wurde. Im Verkehr zwischen Belgien und Italien wurde im Dezember 2024 die Relation Gent – Mortara v. v. auf einen neuen Leitungsweg über Frankreich umgestellt, insbesondere vor dem Hintergrund der mehrfachen Rheintalsperrungen im Jahr 2025.
Transformation in nur sechs Monaten gelungen
Die Kombiverkehr KG hat das Projekt Traktionsumstellung innerhalb von nur rund einem halben Jahr erfolgreich abgeschlossen. Nach der Ankündigung im Sommer 2024, aufgrund eines EU-Verfahrens gegen die Bundesrepublik Deutschland als Eigentümerin der DB Cargo eine Neuorganisation der eingekauften Traktionsleistungen vorzunehmen, lassen heute insgesamt 14 Eisenbahnverkehrsunternehmen die Züge von Kombiverkehr rollen. 90 Prozent des Netzwerks werden dabei von den vier Hauptfrachtführern KombiRail Europe, Lokomotion, SBB Cargo International und DB Cargo verantwortet. „Uns ging es darum, bei allen Unwägbarkeiten und Unsicherheiten über den Ausgang des Verfahrens unser Netz, so weit möglich, frühzeitig und substanziell für unsere Kunden zu sichern. Das Projekt ist uns geglückt, und unsere Befürchtungen, größere Einschnitte in unserem Netzwerk vornehmen zu müssen, haben sich nicht bewahrheitet“, so Riedl. Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten bei einem Prozess dieser Komplexität hat sich das System eingespielt und läuft weitgehend stabil. “Dies gilt es jetzt zu festigen. Das ist das Fundament, auf dem wir in Zukunft aufbauen werden“, ergänzt Krebs.
Rückkehr zum Bauen unter dem rollenden Rad
Sorgen bereitet der Kombiverkehr KG die deutsche Schieneninfrastruktur. Die laufenden Generalsanierungen stellen Operateure, Eisenbahnverkehrsunternehmen sowie Spediteure vor immense finanzielle Herausforderungen. Die vielen Bautätigkeiten – oft ohne Umleitungen – gehen leider zu Lasten der Qualität und führen zu Zugausfällen in Höhe von zehn bis 15 Prozent der eingekauften Leistungen. „Der Ressourcenbedarf liegt bei Personal- und Lokstunden auf einem bisher nie dagewesenen Rekordniveau. Zudem müssen unsere Kunden an den Terminals für Abstelllungen von Ladeeinheiten finanziell aufkommen, die stehengeblieben sind, weil geplante Züge aus Folgen der Baumaßnahmen ausgefallen sind. Die Zeche zahlen also die Nutzer des Systems Kombinierter Verkehr. Das muss sich massiv ändern, und zwar schnell, wenn nach Beendigung der Sanierungsmaßnahmen die Unternehmen überhaupt noch am Markt aktiv sein sollen, die klimafreundlichen Intermodal-Verkehr betreiben.“, mahnt Krebs in Richtung der neuen Bundesregierung. „Wir begrüßen, dass das Netz saniert wird. Der Betrieb muss während der Sanierung jedoch zwingend aufrechterhalten werden. Für uns kann daher bei Sanierungen ohne leistungsfähige Umleitungen nur der alte Grundsatz des Bauens unter dem rollenden Rad gelten.“
DB InfraGO beherrscht eigenes System nicht mehr
In der Abwicklung von intermodalen Verkehren kommt neben der Höhe der Trassenentgelte sowie der Preisgestaltung erschwerend die Systematik der Abrechnung hinzu. „Was sich in Deutschland im Bereich der Infrastruktur abspielt, ist einmalig. Wir haben den Eindruck, dass DB InfraGo ihr eigenes System nicht mehr beherrscht. Auf der einen Seite wird versucht, über eine Vielzahl von Stornierungs-, Vorauszahlungs- und Bestellregelungen das System zu steuern. Versprechen aus dem Jahr 2024, mit den Baumaßnahmen auf einem Korridor erst dann zu starten, wenn die dazu nötigen Umleiter konfliktfrei geregelt sind, werden auf der anderen Seite schlichtweg nicht eingehalten“, moniert Riedl. Laut des Operateurs dürfe es nicht sein, dass die ökonomischen Konsequenzen aus dieser Art der Netzbewirtschaftung ausschließlich von den Nutzern getragen werden. „Die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft, beispielsweise bei der geplanten Sanierung des Brennerkorridors, sind nicht absehbar. Hier muss der Bund als Eigentümer der DB InfraGo dringend nachjustieren“, so Riedl.
Kombiverkehr fordert daher von der neuen Bundesregierung unter anderem, die Korridorsanierung komplett auf neue Füße zu stellen. In einem Katalog hat das Unternehmen weitere Forderungen in kurz- und mittelfristige Maßnahmen unterteilt. Hierzu zählen beispielsweise der Verzicht auf Trassenpreiserhöhungen für KV-Züge im Jahr 2026, die Befreiung von der Straßenmaut im Vor- und Nachlauf oder die Implementierung einer KV-Trasse, die sich an den Bedingungen des Straßengüterfernverkehrs orientiert.
Forderungskatalog der Kombiverkehr KG gegenüber der neuen Bundesregierung für einen fairen Wettbewerb zwischen Schiene und Straße:
Neben der Forderung
- Bauen unter dem rollenden Rad
fordern wir als mittelfristige Maßnahmen
- Planungssicherheit hinsichtlich der Verfügbarkeit von Investitionsmitteln (Terminals)
- Gleiche Wettbewerbsbedingungen zum Straßengüterfernverkehr hinsichtlich Stornoregeln, Infrastrukturzugangskosten und finanzieller Sicherheiten
- Implementierung einer KV-Trasse, die sich an den Bedingungen des Straßengüterfernverkehrs orientiert
- Befreiung von der Straßenmaut im Vor- und Nachlauf
Kurzfristig schlagen wir folgende Maßnahmen vor:
- Verzicht auf Trassenpreiserhöhungen für KV-Züge im Jahr 2026
- Aussetzen der Stornoentgeltregelung für Trassen für KV-Züge im Jahr 2026
- Entschädigungszahlungen für Umleiter infolge der Hochleistungskorridorsanierungen

769.733 Container, Wechselbehälter und Sattelauflieger hat die Kombiverkehr KG im Geschäftsjahr 2024 auf der klimafreundlichen Schiene transportiert. Dabei wurde ein Umsatz von 434,6 Millionen Euro erzielt.

Geschäftsführer Heiko Krebs: „Der Ressourcenbedarf liegt bei Personal- und Lokstunden auf einem bisher nie dagewesenen Rekordniveau. Die Zeche zahlen die Nutzer des Systems Kombinierter Verkehr.“

Geschäftsführer Armin Riedl: „Was sich in Deutschland im Bereich der Infrastruktur abspielt, ist einmalig. Wir haben den Eindruck, dass DB InfraGo ihr eigenes System nicht mehr beherrscht.“
DIE KENNZAHLEN 2024 IM ÜBERBLICK:
Transportierte Lkw-Sendungen gesamt: 769.733
Lkw-Sendungen international: 588.576
Lkw-Sendungen national: 181.157
Sendungsvolumen in TEU (Twenty-Foot-Equivalent Unit) gesamt : 1,54 Mio.
Eingesparter Kohlendioxid-Ausstoß in Tonnen im Vergleich zum durchgehenden Straßenverkehr: 1,12 Mio.
Transportmenge in Bruttotonnen: 18,03 Mio.
Mittlere Transportentfernung: 826 km
Gütervolumen in Tonnenkilometern (tkm): 14,89 Mrd.
Umsatz in EUR: 434,6 Mio.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 148
Eine ausführliche Darstellung der Geschäftsergebnisse entnehmen Sie bitte dem Geschäftsbericht 2024.